Dienstag, 21. Dezember 2010

Das Schiff fängt vorne an

 ... von Heinz Erhardt



Die Klasse hatte einen Ausflug gemacht und im Hafen die großen Schiffe bestaunt. Dann sollten die Schüler einen Aufsatz darüber schreiben. Der kleine Peter schrieb:

Das Schiff fängt vorne an und ist hinten zu Ende. Einige sind schon früher zu Ende, weil sie kleiner sind. Das Schiff hat zwei Seiten, die sich gegenüber liegen, jede woanders, und in der Mitte ist der Mastbaum, wo die Segel dran hängen, die oft nicht da sind, weshalb man sie nicht sieht. Auf dem Mast ist der Mastkorb, wohinauf Stricke führen, die leicht reißen. Darum klettern auch nur Leichtmatrosen hinauf. Die sitzen immer oben und gucken, ob das Wasser noch lange dauert.
Die Schiffe haben alle einen Namen, der aber immer anders ist. Das eine Schiff heißt Anna, das andere Else oder auch Minna, wie unser Hausmädchen, wo Vater immer Pusselchen zu sagt, wenn Mutter nicht dabei ist.

Die Schiffe haben fast lauter Frauennamen. Vater sagt, das kommt daher, weil ihre Takelage so viel kostet. Vater weiß alles. Ehe die Matrosen es werden, heißen sie Schiffsjungen. Sie ernähren sich von Auswanderern und Reisenden. Der
Oberste auf dem Schiff ist der Kapitän, der sagt ihnen, wohin sie wollen. Er hat immer sechs Tanten bei sich, womit er die Sonne misst. Wer keine sechs Tanten hat, kann kein Kapitän werden. Ich habe nur zwei, will es aber auch nicht werden.
Dann kommt der Steuermann, der kann das Schiff immer rumdrehen, tut es aber nicht, weil es verboten ist. Und dann muss er immer auf den Kompass gucken, damit der Nordpol nicht verloren geht. Hierauf kommt der Bootsmann, der eine Pfeife hat. Wenn er darauf pfeift, wird es windig.
Die Matrosen heißen auch Seemänner, weil sie gute Augen haben müssen. Wenn sie krank werden, kriegen sie die Sehkrankheit, die sehr leicht zu kurieren ist, man weiß nur noch nicht wie. An Land haben die Matrosen Geld wie Heu, weshalb man es auch immer Heuer nennt. Wenn sie angeschnauzt werden, müssen sie schweigen und dürfen nicht widersprechen. Mutter könnte kein Matrose sein.

Diese lustige Geschichte habe ich zum ersten Mal 2005 in der Antarktis gehört, dort wurde sie vorgetragen von unserem Guide Sylvia Stevens. Sylvia habe ich danach auf mehreren Trips mit der MS Hanseatic wieder getroffen und schätzen gelernt. Man trifft sie dort immer auf den Reisen in die Antarktis und Arktis.

Ich freue mich schon auf meine nächste Reise, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich wünsche Ihnen einen schöne Tag 
© Constanze Hoffmann

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