Freitag, 28. Januar 2011

Von Halifax nach Halifax 22.05. - 04.06.2006

... einmal um Neufundland, die Premiere der MS Hanseatic 2006


Die Insel Neufundland (engl. Newfoundland, frz. Terre-Neuve) ist eine Insel vor der Nordostküste Nordamerikas im Atlantischen Ozean. Sie ist der am dichtesten besiedelte Teil der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador
Von Labrador ist Neufundland durch die Belle-Isle-Straße getrennt, von der Kap-Breton-Insel durch die Cabotstraße. Die Insel hat eine Fläche von 108.860 km² und wird von etwas weniger als 500.000 Einwohnern bewohnt. (mit allen vorgelagerten Inseln wie Twillingate, Fogo und Bell Island insgesamt 111.390 km²).
Die Provinzhauptstadt St. John’s befindet sich ganz im Südosten auf der Halbinsel Avalon. Der Stadt vorgelagert ist Cape Spear, das nicht nur der östlichste Punkt der Insel, sondern auch des gesamten nordamerikanischen Kontinents ohne Grönland ist. Etwa 25 km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon, ein französisches Überseegebiet

Weitere Informationen erhalten Sie 👉 hier oder auf der englischen Website Newfoundlands and Labradors.



Diese Reise ist eine Premiere der MS Hanseatic, zum ersten Mal wird die Hanse, wie sie liebevoll von der Crew und langjährigen Gästen genannt wird, Neufundland umrunden. Expeditionsleiter David Fletcher hat diese Erstumrundung Neufundlands seit langem geplant. Er erforscht seit vielen Jahren die Polarregionen unserer Erde, unter anderem im Auftrag des British Antarctic Survey.

Tag 1 - 22.05.2006  - Halifax / Nova Scotia:
Nach einiger Verzögerung, unser Zubringerflug von Montreal hatte 3 Stunden Verspätung, kamen wir um ca. 20.00 Uhr in Halifax an. Halifax ist die Hauptstadt der Provinz Nova Scotia in Kanada. Das Wetter ist eher durchwachsen. In der Stadt wird am heutigen Tage des Geburtstages von Queen Victoria gedacht. Bei einer Stadtrundfahrt erfahren wir auch von der grossen Explosion - der Halifax Explosion. Am 06.12.1713 stieß ein französisches Schiff voll beladen mit Sprengstoff mit einem Norwegischen Frachter zusammen. Das war eine der größten nicht atomaren Explosionen auf dem nordamerikanischen Kontinent, an keinem anderen Tag zwischen dem Amerikanischen Sezessionskrieg und dem Terrorangriff auf das World Trade Center kamen bei einem einzelnen von Menschen verursachten Ereignis so viele Menschen ums Leben. Um 20.30 Uhr - mit 1 1/2 Stunden Verspätung laufen wir aus. Wir können es uns endlich heimisch machen, es gibt heute ein spätes Abendessen. Die Hanseatic nimmt Kurs auf den Canso Kanal und Charlottetown / Prince Edward Island.

Tag 2 - 23.05.2006 - Charlottetown Prince Edward Island

Frühes Aufstehen (6.00 Uhr = 11.00 Uhr deutsche Zeit) ist angesagt. Wir haben 6° C und Windstärke 4, es fühlt sich aber kälter an. Auf Grund dieser Wetterbedingungen werden uns unsere bekannten roten Parkas ausgegeben. Es geht durch die Straße von Canso, die zwischen Nova Scotia und Cape Breton Island liegt und durch einen 1955 aufgeschütteten Verkehrsdamm verbunden sind. Unsere Hanse paßt da gerade einmal so durch. Gegen Mittag werden die Reiseleitung und die Lektoren dieser Reise vorgestellt. Am frühen Abend können wir auf eigene Faust Charlottetown erkunden. Wir beobachten eine Autofahrerin, die in einer Parklücke beide vor unter hinter ihr parkenden Wagen rammt. Eine echte Meisterleistung, denn sie hat eine Lücke, in die ihr Wagen mehr als 3 x hineingehen würde !! Brille vergessen? Die Hanseatic bleibt über Nacht im Hafen liegen.


Tag 3 - 24.05.2006 - Charlottetown / Prince Edward Island

Die Hanseatic verholt auf Anker, da ein grösseres Schiff mit 1500 Passagieren unseren Platz benötigt. Mit den Tendern geht es an Land, wir haben uns für eine 2 - stündige Kajaktour entschieden. Da es heute ziemlich kalt ist, ziehen wir unsere Parkas an. In einer kleinen Gruppe geht es den Uferverlauf lang an schön gelegenen Häusern vorbei, wir treffen einige Fischer bei ihrer Arbeit. Nach einiger Zeit merken wir unsere Arme und Hände (Blasenbildung) und bereuen, daß wir uns so warm angezogen haben. Wir freuen uns auf die heisse Bouillon, eine Dusche und auf unser Mittagessen. Später gehen wir noch einmal in die Stadt, um ein paar Souvenirs zu kaufen. Wir finden richtig witzige T- Shirts. Um 15.00 Uhr nimmt die Hanse Kurs auf Ingonish / Cape Breton, die Entfernung 206 sm. 

Heute Abend ist Welcome Cocktail und Dinner angesagt, unser Kapitän Ulf Wolter lädt dazu ein, er ist zu der Zeit einer der jüngsten Kapitäne eines Kreuzfahrtschiffes. 

Tag 4 - 25.05.2006 - Ingonish Island und Baddeck / Cape Breton

Nachdem die Landstation eingerichtet ist, geht es auf unseren ganztägigen Landausflug. Wir gehen auf Wanderung mit der sympathischen Wahlneufundländerin deutscher Herkunft Frau Dr. Elke Dettmer. Sie ist Volkskundlerin und Tourismusexpertin und organisiert seit Jahren wunderschöne Wandertouren durch ihre Wahlheimat. Die ca. 4 km lange Wanderung geht zur Keltic Lodge mitten durch die wundervolle Landschaft des Cape Breton Highlands National Park zur Halbinsel Middle Head. An besonders atemberaubenden Aussichtspunkten legen wir einen kurzen Stopp ein. Auf der Keltic Lodge bekommen wir ein frühes Mittagessen, während die Hanse derweil Kurs auf Baddeck nimmt - Entfernung 46 sm. Wir machen nach unserer Mittagspause eine Panoramafahrt auf dem berühmten Cabot Trail, er gilt als einer der schönsten Panoramastraßen des nordamerikanischen Kontinents. Am Strand von Margaree Harbour wandern wir noch ca. 1 Stunde umher und erreichen gegen Abend Baddeck, wo es wieder an Bord geht.

Nach dem Abendessen heißt es Leinen los in Richtung Louisbourg / Neu Schottland, Entfernung 99 sm.

Tag 5 - 26.05.2006 - Louisbourg / Nova Scotia

Heute geht es  nach dem Frühstück auf eine 1 - stündige Landschaftsfahrt mit anschließendem Ausflug nach Glace Bay in das Miners Museum im Ocean Deeps Colliery. Uns wurde vorher gesagt, dass besonders grosse Menschen lieber von der über 1 Stunde dauernden Führung absehen sollten, da der Stollen weniger als 160 cm hoch ist. Ich bin wirklich nicht gross (163 cm) und musste die Zeit gebeugt gehen. Ein ehemaliger Bergarbeiter führte uns durch den Stollen. Der Stollen reicht zum Teil bis 3 km unter das Meer und ist bis zu 800 m tief. Die Ausstellung des Museums gibt uns Aufschluss über das harte Leben unter Tage. Wir erfahren, daß hier bis 1925 viele Kinder gearbeitet haben, die oft für ihre kranken Väter einspringen mussten. Danach besuchen wir die Telegraphenstation, an der Guglielmo Marconi 1902 das erste drahtlose Signal über den Atlantik nach Irland sendete. 
Nach dem Ausflug erwartet uns an Bord ein Muschelbüffet an Bord mit den frischen Muscheln der Gegend. Wir haben noch die Möglichkeit die Festung Louisbourg zu besuchen, bevor wir auslaufen. 17.00 Uhr - die Hanse nimmt Kurs auf St. Bridge / Neufundland - Entfernung 253 sm. Auch das Abendessen ist auf die Region abgestimmt - französisch - kanadische Küche. 

Als besonderen Abschluss gibt es in der Explorer Lounge ein Konzert mit dem Motto: Musik der Romantik mit dem Duo Matthei - Theede.

Tag 6 - 27.05.2006 - Auf See - St. Bridge / Neufundland
Am morgen hält Sylvia Stevens einen Vortrag über den "Kabeljau - der Fisch, der die Welt verändert hat". Wir sind wie vorgesehen um 12.00 Uhr vor St. Bridge angekommen, nur leider verhindern Windstärke 7-8 und hohe Wellen unsere Anlandung und geplanten Ausflüge. Eine Klippenwanderung ist obendrein bei den heftigen Regenschauern nicht wirklich spannend. So nehmen wir Kurs auf den nächsten Ort Agentia. Gegen 14.05 Uhr legt unser Kapitän bei den ungemütlichen Bedingungen die Hanse gekonnt an die Pier. Der Wind nimmt zum Abend hin immer mehr zu, in Böen brist er bis Windstärke 11 auf. Wir haben jetzt einen richtigen Sturm. Unsere Hanse wird mit 11 Windstärken an die Pier gedrückt, ohne Schlepperhilfe gibt es keine Chance abzulegen. Da aber kein Schlepper in der Nähe ist, heißt es für uns abwarten. Angenehmer Nebeneffekt - wir können wenigstens ein einigermaßen geruhsames Abendessen geniessen. Gegen 22.30 Uhr drehte der Wind zurück und unser Kapitän schafft es, das Schiff abzulegen. Es war eine sehr bewegte Nacht in Richtung St. Pierre / Französisches Überseedepartement -  Entfernung 96 sm.

Tag 7 - 28.05.2006 - St. Pierre / Französisches Überseedepartement 
Schönstes Wetter, ruhige See und blauer Himmel, was will man mehr. St. Pierre taucht vor uns mit seinen steilen Felsen auf, wir gehen vor Anker. Wir booten aus und schauen uns den Ort an. An dem heutigen wird der Tag des Seefahrers gefeiert, der Bischof geleitet eine Prozession zum Hafen, eine Schiffsprozession fährt später bis zu unserem Ankerplatz. 
Gegen 14.00 Uhr nehmen wir Kurs auf Norris Point / Neufundland - Entfernung 310 sm. Am Nachmittag sehen wir in der Restdünung des Vortages Wale. 

Tag 8 - 29.05.2006 - Norris Point /Neufundland

Kurz nach dem Sonnenaufgang entsteht Nebel, das Nebelhorn ertönt, nach einer Stunde aber kann sich die Sonne durchsetzen. Gegen Mittag fahren wir in die Boon Bay und ankern vor Norris Point. Gegen 15.30 Uhr machen wir eine Zodiacausfahrt dicht unter der Uferkante entlang. In der Bucht wartet unser Kreuzfahrtdirektor Matthias Meyer mit einem Rum. Wir bilden eine Sternenformation und vertäuen die Zodiacs, es herrscht beste Stimmung in den Booten. 

Tag 9 - 30.05.2006 - Norris Point / Neufundland

Der Tag beginnt wie der gestrige - Sonne und blauer Himmel. Die Wanderungen und Ausflüge gehen in den Gros - Morne - Nationalpark, der seinen Namen dem gleichnamigen 814 m hohen Berg verdankt. Dieser Park - UNESCO Weltkulturerbe - ist ein Highlight für Naturliebhaber besonders aber für Geologen. Wussten Sie, daß sich hier das Gestein türmt, das sich vor 200 Millionen von Jahren von dem Urkontinent Pangeä löste? Die Tablelands, die hohen Plateauberge sind Aufschiebungen des Meeresbodens. Nach ca. 1 Stunde Busfahrt erreichen wir den Western Brook Pond Trail. 

Von dort machen wir uns auf eine 45 - minütige Wanderung, die am Western Brook Pond Dock endet, einem 16 km langen Süßwasserfjord. Dort begeben wir uns auf eine eine 2 - stündige Bootstour durch den Fjord, der malerisch von bis zu 800 m hohen Steilwänden und Wasserfällen eingerahmt ist. Welch ein schöner Tag, wir sehen (die hier erst 1904 eingeführten) Elche, sowie Karibus und eine 3 - köpfige Schwarzbärenfamilie. Um 15.30 Uhr verlassen wir Norris Point nach L' Anse aux Meadows. Nach dem Recab mit den Lektoren und dem Abendessen bringt das Duo Matthei Theede heute Meisterwerke der Kammermusik. 

Tag 10 - 31.05.2006 - L' Anse aux Meadows / Neufundland

Auf dem Weg dorthin sichten wir in der Straße von Belle Isle Eisberge, der Kapitän manövriert die Hanse näher heran und wir umkreisen sie. Da die Straße von Belle Isle nicht sehr tief ist, können hier nur sehr flachgehende Eisberge driften. Der Größte von den uns angesteuerten Eisbergen saß vermutlich auf Grund, wie zur Begrüßung kalbt er. Die Back wird geöffnet, so daß wir nah am Geschehen sein können. Größere Eisberge werden bei der Navtex registriert. Doch nicht nur vor denen muß sich jeder Kapitän in Acht nehmen, auch die kleineren Growler, ein Eisbrocken zwischen Scholle und Eisberg, treiben sich hier herum. 
Gegen 14.00 Uhr werfen wir Anker vor unserem Ziel L' Anse aux Meadows - Bucht bei den Wiesen. Dort werden wir die Wikinger Siedlung besuchen, die 1960 von Dr. Helge Ingstad und seiner Frau Anne Stine gefunden wurde. Man vermutet, daß die Siedlung um 1000 angelegt wurde, möglicherweise von der Leif Erikssons Expedition. Von der ursprünglichen Siedlung gibt es nur noch Grundrisse, deswegen wurde gleich nebenan eine Replika errichtet. Die wie ich finde, sehr gut zeigt, wie die Menschen früher hier gelebt haben. Wir wandeln auf den Spuren der Wikinger. Um 18.00 Uhr Anker hoch Richtung Twillingate - Entfernung 132 sm.

Tag 11 - 01.06.2006 - Twillingate / Neufundland
Um 8.00 Uhr erreichen wir Twillinggate, wir erkunden den Ort auf eigene Faust. Besichtigen ein Museum und eine Kirche, wollen dann in den Leuchturm, der leider nicht geöffnet ist. Dabei regnet es in einer Tour und ist einfach nur saukalt! Um 18.00 Uhr geht es weiter nach St. Johns - Entfernung 205 sm. 

Tag 12 - 02.06.2006 - St. Johns / Neufundland

Foto Wikipedia

St. Johns ist die älteste Stadt Nordamerikas, eine Großstadt mit rund 100.000 Einwohnern. Wir gehen heute mit Elke Dettmer auf einen ca. 6 - stündigen Ausflug einen Großteil unserer Wanderung werden wir von Neufundländern und ihrem Frauchen begleitet. Besonders witzig ist ein Pudel, der mit ihnen aufgewachsen ist und denkt, er sei ein waschechter Neufundländer. Er ist schwarz wie sie und kopiert sogar deren einzigartigen Gang! 

Als erstes geht es auf einen Rundgang auf dem Signal Hill, dem Wahrzeichen von St. John, danach geht es zum Teil am Kliff entlang auf einem Pfad wieder zurück in die Stadt. Wir haben während des Abstiegs wundervolle Ausblicke auf St. John. Weiter geht es dann auf den Marine Drive - Killick Coast Touring Route - nach Torbay. Dort starten wir eine 3 - stündige Wanderung auf dem East Coast Trail, einem Fernwanderweg, der mit einer Länge von 400 km der Küste der Avalon Halbinsel folgt. An der südöstlichen Spitze der Halbinsel steht der Leuchtturm von Kap Race, wo kurz nach Mitternacht der Notruf der Titanic am 12. April 1912 in der Funkstation eintraf.
Von Torbay geht es weiter nach Flatrock, dieser Pfad wurde früher bereits von Father Troy benutzt. Am Nachmittag geht es dann per Bus wieder nach St. Johns und die Hanse nimmt wieder Kurs auf Halifax - Entfernung 562 sm.
Heute Abend ist der Farewell Abend, unser Kapitän lädt zum Abschiedscocktail und Dinner ein.

Tag 13 - 03.06.2006 - Auf See - Kurs Halifax / Nova Scotia
Ein Seetag, heute ist Hanseatischer Frühschoppen angesagt, auf der Bühne in der Explorer Lounge steht ein Büffet, das keine Wünsche offen läßt. Die meisten Passagiere machen sich für die morgige Rückreise fertig, uns erwarten noch wundervolle Tage auf See.

Tag 14 - 04.06.2006  - Halifax / Nova Scotia
Gegen 7.00 Uhr morgens legt die Hanse in Halifax an, heute ist großer Wechsel. Wir bereiten uns auf unseren Landausflug vor, es geht nach Peggy's Cove. Dort machen wir die Stadtrundtour in Halifax mit und fahren auf der Küstenstraße zu dem wohl schönsten und bekanntesten Leuchtturm Kanadas.  Leuchtturm Peggy's Point, mit ihm erschienen 2004 und 2005 20-Dollar-Silbermünzen. Am Nachmittag nimmt die Hanse Kurs auf St. Bridge / Neufundland - Entfernung 436 sm. 


Aber das ist eine andere Geschichte ...

Viel Spaß beim Lesen!
© Constanze Hoffmann


PS: Während ich schreibe und Informationen zusammensuche, erinnere ich mich an all die wundervollen Menschen, die ich auf dieser Reise kennengelernt habe und auf anderen Trips wieder getroffen haben und auch an die, die leider nicht mehr unter uns verweilen. Denen widme ich diesen Blogbeitrag.

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