Thilo Natke auf der Wanderung auf der Insel Brava / Kapverden im Oktober 2014 |
Kapitän Thilo Natke
kenne schon ich seit unserer ersten gemeinsamen Reise in die Antarktis 2005. ( Hier geht es zu dieser Reise). Der gebürtige Hannoveraner beeindruckt durch seine interessanten Ausführungen
mit humoristischen Einlagen, getragen von seiner tiefen, wohlklingenden Stimme,
sie lassen einen guten Rhetoriker erkennen. Thilo Natke fährt bereits seit 22
Jahren auf der HANSEATIC und seit mehr als 15 Jahren Stammkapitän. Bis 1989
hatte er sich in der Frachtschifffahrt zum Zweiten Offizier hochgedient, das
Kapitänspatent erworben und nebenbei die ganze Welt gesehen. Doch mit der Zeit
spürte er das Verlangen nach einer neuen Herausforderung, so heuerte er auf
einem Kreuzfahrtschiff an.
Im Gegensatz zu einigen Kollegen habe ich keinen familiären
Hintergrund dazu. Ich hatte gerade mein Abitur abgeschlossen, da war dann die
Berufsentscheidung fällig. Auf keinen Fall wollte ich meine Zeit nur an einem
Schreibtisch verbringen. Immer schon war ich gerne unterwegs und mein Interesse
an Schiffen sowie der Reiz, neue Destinationen kennenzulernen, ließen mich
diese Entscheidung treffen. Meine Familie hat weder mir dazu geraten noch
abgeraten.
2)
Wie verhält es sich mit der Seefahrer-Romantik?
Das
hat mich kaum interessiert. In erster Linie war es für mich wichtig, die
Destinationen kennenzulernen. Bei Beginn meiner Karriere in den achtziger
Jahren gab es durch die längeren Liegezeiten durchaus mehr Möglichkeiten dazu. In der heutigen Zeit verkürzen hohe
Liegegebühren im Hafen und stramme Fahrpläne bei Containerschiffen den Hafenaufenthalt.
Mein erster Trip war als junger Kadett eine Fahrt von Hamburg nach Indien auf
einem Schwergutschiff, dort hatten wir in vielen Häfen noch mehrtägige oder gar
wochenlange Liegezeiten.
3) Wieviel Prozent der Welt haben Sie schon "erreist"?
Durch
meinen Beruf habe ich fast alle Küstenländer der Welt und hunderte von
Häfen
besucht. Das Landesinnere einiger Länder habe ich dann auf Privatreisen
erkundet.
Die
Nordost Passage, auf der Sie auch mit von der Partie waren, war meine letzte
spektakuläre Reise und für viele Passagiere und viele von der Crew eine
langersehnte Destination.
Das sind die Polarregionen: Arktis und Antarktis von denen ich, wie Sie ja wissen, auch im Urlaub, immer die aktuellen Eisverhältnisse auf der Website der Uni Bremen verfolge. (Link zu den Eiskarten der Uni Bremen). Am liebsten fahre ich in die Antarktis, sie zu befahren ist nautisch immer wieder eine besondere Herausforderung. [Anmerkung - Bereits seine erste Dienstfahrt auf einem Passagierschiff führte ihn 1990 als Zweiten Offizier in die Gewässer vor dem 'sechsten Kontinent'].
5)
Was vermissen Sie auf See?
Ich
vermisse heute immer weniger als früher. Der Standard für die Crew hat sich wesentlich
verbessert, während meiner Frachtschiff-Fahrten vor 30 Jahren war er noch ein
anderer. Was mir manchmal fehlt ist der Auslauf. Gerade bei den
Antarktis-Expeditionen ist die Möglichkeit, sich ausgiebig zu bewegen ja sehr
beschränkt, wie sie wissen. Ich versuche während der Touren aber jede mögliche Gelegenheit
zu nutzen.
6)
Ihr eigenes wichtiges Thema, was liegt Ihnen am
Herzen?
Das
ist ein berufliches, die Expeditionskreuzfahrten werden durch die Auflagen der
Behörden, strengere Sicherheitsvorschriften und Vorschriften der Reederei
leider immer mehr eingeschränkt, als wie vor 20 Jahren.
7)
Welche Gebiete möchten Sie noch sehen?
In
der Südsee gäbe es noch einige Inseln, die mir noch fehlen, sowie Tasmanien und
die Westküste Australiens. Es gibt durchaus noch einige weiße Flecken auf
meiner persönlichen Seekarte.
Danke
Captain für dieses Gespräch.
MS Hanseatic auf der Nordostpassage Ausbootung zu "Holiday on Ice" auf einer Eisscholle |
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag
© Constanze Hoffmann
© Constanze Hoffmann
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